Donnerstag, 13. August 2009

Leisure Suit Larry I (Sierra, 1987)

Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards (kurz: Larry I) wurde 1987 von Sierra veröffentlicht. Es ist die erste Folge der populären Leisure Suit Larry-Adventures, die es bis zu ihrer Einstellung im Jahre 1996 auf sechs Folgen brachte. Während die erste Version noch Sierras AGI-System (mit Parser-Eingabe, EGA-Blockgrafik und Piepser-Sound) verwendet, erschien 1991 eine SCI1-Version mit Mausinterface, aufgemotzter VGA-Grafik und Soundkartenunterstützung.

Wie alle Spiele dieser Reihe wurde das Spiel von Al Lowe geschrieben, der auch an vielen anderen frühen Sierra-Adventures beteiligt war. Es basiert aber stark auf einem bereits 1981 von Sierra (damals noch On-Line Systems) veröffentlichten Textadventure namens Softporn Adventure, das von Chuck Benton stammt.

In LSL1 übernimmt man die Rolle von Larry Laffer, Muttersöhnchen, Ende 30 und allgemein ein kompletter Loser, vor allem was Frauen angeht. Nun reicht es Larry aber: Er hat sich ein Ticket nach Lost Wages gekauft, einem Las Vegas-Verschnitt, und ist entschlossen, diese Nacht die Frau seines Lebens zu erobern. Keine einfache Aufgabe, denn in Lost Wages wimmelt es nur so von Betrügern, Räubern, Prostituierten mit Tripper, Betrunkenen, rabiaten Taxifahrern und pinkelwütigen Hunden...

Das Spiel richtet sich zwar an Erwachsene, aber keine Angst, ihr Moralapostal: So richtig explizit und jugendgefährdend wird es hier nie -- das höchste der Gefühle sind pixelige Ansichten knapp bekleideter Damen. Doch das tut dem Spaß keinen Abbruch, das Spiel strotzt nämlich nur so vor schrägem, anzüglichem und erfrischend pubertärem Humor -- etwa wenn Larry sich Kondome kaufen muss ("WHAT A PERVERT!!!"), notwendig, um sich beim Sex mit Prostituierten keinen Tripper einzufangen, oder wenn er sich mit einer aufblasbaren Gummipuppe befasst, die dabei natürlich platzt und durch die Gegend flubbert. Ebenfalls denkwürdig, wie er die vermeintliche Frau seines Lebens zunächst mit Geschenken überschüttet (die er sich nur durch verschiedene kurzweilige Casino-Spiele leisten kann), dann in einer billigen Zeremonie heiratet und schließlich von ihr ans Bett gefesselt und ausgeraubt wird... Wie bei allen Sierra-Spielen stirbt man hier oft und unerwartet (schonmal die Spülung in Lefty's Klo benutzt?), doch hier hat sich Al Lowe einen der genialsten Gags aller Zeiten ausgedacht: Zuweilen kann man nämlich zusehen, wie Larrys Leiche in dem unterirdischen Sierra-Labor für das nächste Spiel wieder recycelt wird, während Sir Graham aus King's Quest I gerade auf Herz und Nieren getestet wird...

LSL1 war das erste Spiel überhaupt, das ich auf meinem Euro-PC gespielt habe. Trotz der pixeligen Hercules-Grafik und dem primitivem Sound habe ich es stunden-, ja tagelang gezockt -- zwar hatte ich das Spiel irgendwann durch, aber nur mit 221 von 222 Punkten... Das Schöne ist ja eben, dass Sierra bei seinen Grafikadventures immer viele, viele Gags eingebaut hatten, die man nur zu sehen bekam, wenn man alles Mögliche (und Unmögliche) ausprobierte. Es ist noch heute definitiv eines meiner Lieblingsspiele -- und hat mir nicht zuletzt auch viele englische Fachvokabeln beigebracht!

Ich empfehle -- wie bei allen Sierra-AGI-Adventure --, das Spiel auf DOSBox mit Tandy-Einstellung zu spielen, denn dann hat man immer noch beste 16-Farb-EGA-Grafik, aber dreistimmigen Tandy-Sound -- wesentlich angenehmer als der quäkige Quälgeist PC-Piepser! (Mit der 1991er VGA-Version konnte ich mich persönlich als alter Retro-Gamer noch nie anfreunden, aber wer allergisch auf Blockpixelgrafik reagiert, dem sei sie empfohlen.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen